Praxis für Psychiatrie Nürnberg | Kathrin Filip | Meta Hoffmann | Tobias Müller

trans*-feindliche Organisationen und Aktivisten

Gaby_Crown_of-Thorns

Trans* Feindlichkeit
Trans* Feindlichkeit hat eine sehr lange Geschichte. Schon 1918 wurde behauptet, trans* sei eine Folge von Verführung, Perversion, verkehrter Lektüre usw.; Die Argumente sind seither die gleichen geblieben: heute wird davon gesprochen, dass die Betroffenen von falschen Freunden oder von sozialen Netzwerken (Facebook etc.) manipuliert würden, dass alles nur eine "neue Mode", ein "Kult" oder Folge einer "Gehirnwäsche" oder der "Gender-Ideologie" sei, oder dass die Betroffenen nur ein psychisches Problem hätten, das nicht richtig erkannt worden sei.

Trans* Feindlichkeit in Diktaturen
In Diktaturen wurden und werden trans* Personen verfolgt: z.B. im deutschen Nationalsozialsozialsimus. Aber auch in heutigen autoritären Gesellschaften werden Rechte von trans* Personen massiv eingeschränkt, und sie von medizinischer Versorgung abgeschnitten (z.B. in der Diktatur Russlands). Aber auch in demokratischen Gesellschaften gibt es immer noch autoritäre Tendenzen, trans* Personen zu diskriminieren, zu verunglimpfen, zu bedrohen, sie von Rechten auszuschließen.

Trans* Feindlichkeit im Gewand der "Sorge"
In liberalen Demokratien sind direkte autoritäre Verbote nicht mehr durchsetzbar. Trans* feindliche Gruppen bemühen sich seit einiger Zeit daher darum, sich selbst als "besorgt" zu inszenieren, lediglich das Wohl der Betroffenen im Sinne zu haben. Das Erleben der Betroffenen wird als Folge eines "Kults", einer "Gehirnwäsche", einer "Ideologie", einer "Verblendung" betrachtet, vor denen es die Betroffenen zu bewahren gelte. Im Extremfall wird das Erleben der Geschlechtsidentität als Ausdruck einer psychischen Störung betrachtet.

Trans* Feindlichkeit als "gesundes" Volksempfinden
Die Abwehr gegen trans* ist rationalen Argumenten oft nicht zugänglich. Die vorgebrachten Gründe (z.B. "Ideologie", "Kult", "Sekte", "krank", "kriminell", "pervers", "abartig", "gefährlich", "unnatürlich", "Opfer einer Gehirnwäsche") wurden ausnahmslos widerlegt. Bis in die 1990er Jahre wurden solche Gründe zum Teil auch noch von Ärzten und Psychotherapeuten geäußert, um trans* Personen die erforderliche Unterstützung zu verweigern. Heute finden sich zum Glück nur noch wenige Fachpersonen, die diese Haltung vertreten. Dafür wird die eigene Transfeindlichkeit aber umso fanatischer und manipulativer vertreten.

Trans* Feindlichkeit mit pseudowissenschaftlichen Argumenten
Trans* feindliche Aktivitsten führen häufig pseudowissenschaftliche Argumente an. Relativ oft benutzt wird "Rapid Onset Gender Dysphoria": hier wurde behauptet, es gebe so etwas wie ein ganz plötzliches Einsetzen von Unzufriedenheit mit der eigenen geschlechtlichen Zuordnung ohne jegliche vorherige Zeichen. Es wird unterstellt, dies sei eine Folge von Internetkampagnen, Gruppendruck, psychischen Störungen, Verführung durch andere, etc.; Als sich herausstellte, dass der betreffende Artikel nicht auf einer Untersuchung von Betroffenen beruhte, sondern lediglich auf Aussagen von trans*-feindlichen Angehörigen (im Wesentlichen Eltern, die über trans*-feindliche Websites rekrutiert wurden), musste der Artikel zurückgezogen werden. Das Konzept wurde nie von nationalen oder internationalen medizinischen Fachgesellschaften (z.B. der WHO) anerkannt und wurde als schädlich für die Betroffenen zurückgewiesen. Dieses Konzept geistert aber immer noch durch das Internet und wird immer wieder angeführt, wenn behauptet werden soll, die Betroffenen seien Opfer von Gruppendruck oder sozialer Ansteckung, der sozialen Medien, der eigenen Naivität oder schlicht einer psychischen Störung.


Wer sich mehr über diese Debatte informieren möchte:

Im Folgenden ein Beispiel eines besonders autoritären und manipulativen "Ratgebers" für Eltern von jugendlichen trans* Personen: hier wird immer wieder von "Gehirnwäsche" und "Kult" gesprochen, das Konzept der Geschlechtsidentität wird als "Unsinn" bezeichnet. Es werden bewusst Falschinformationen gestreut. Der Text spricht immer wieder von einer "Kultidentität", wenn das eigene Kind eine Geschlechtsidentität berichtet, die vom körperlichen Geschlecht abweicht. Im Verlauf wird der Text immer aggressiver und autoritärer, es wird der Anschein erweckt, das eigene Kind müsse mit aller Macht aus den Fängen einer hochgefährlichen Sekte befreit werden. Nicht wenige erwachsene trans*-Personen haben diese Kombination von Verboten und Manipulationen jahrelang am eigenen Leib erfahren müssen. Sie leiden noch heute darunter, dass ihre Eltern ihnen diese brutale schwarze Pädagogik als "Liebe" und "Fürsorge" dargestellt haben. Es schmerzt, heute wieder solche "Ratgeber" im Internet zu finden:

Warum reagieren manche Menschen so verbissen transfeindlich? (Link)

Weitere Informationen (Links)

zurück zur Übersicht